Das Jahr beginnt, wie es endete

Na super, das neue Jahr beginnt für mich, wie das Alte geendet ist …- beschissen schmerzhaft.

Wie alles begann

Angefangen hat das Drama am frühen Morgen des 20.12.2013. An dem ich mir das Trommelfell nach allen Regeln der Kunst mit einem Wattestäbchen komplett durchstoßen und zerfetzt habe. Und bis dato, die Warnungen sich die Ohren mit einem Wattestäbchen zu reinigen, immer belächelt habe und die Folgen für Schwarzmalerei hielt. Und schmerzhaft eines Besseren belehrt wurde. Naja, Fakt ist, dass mir das Durchstoßen des Trommelfells nicht wirklich bewusst war, sondern für mich nur ein kurzer Schmerz mit einem großen Schreck war. Aber mehr auch erst mal nicht. Außer vielleicht einem Druckgefühl, wie bei einem Flugzeugstart. Also hielt ich mir die Nase zu, um den Druck auszugleichen, was aber nicht so recht funktionieren wollte, sondern mir vermittelte, dass der Druck bleibt, aber wohl Luft aus dem Ohr kommt. Hm, das fand ich schon komisch, also erzählte ich meinem Arbeitskollegen davon und demonstrierte ihm meine Vermutung so anschaulich wie möglich. Mit der Aussage und Frage: „Hör mal, ich glaub da kommt Luft aus meinem Ohr!“ Und in meinem Kopf entstanden zeitgleich wirre Fragen und Gedanken, wie ob ich jetzt wohl auch durch das Ohr atmen kann und wenn ja, wie lustig es wohl aussehen würde mit dem Ohr zu Rauchen. Und ob daher wohl die Aussage kommt, mir raucht der Kopf!?! Diese Gedanken stoppten aber schlagartig, als mich mein Arbeitskollege mit großem Entsetzen anstarrte und völlig paralysiert sagte: „Wir müssen sofort zum Arzt.“ Okay, dachte ich und 5 Minuten später saßen wir im Wartezimmer einer HNO-Praxis.

Die Hiobs-Botschaft

Dann folgte, ein ausgiebiger Hörtest und anschließend die Untersuchung durch den HNO-Arzt. Welche mit der Aussage endete: Herzlichen Glückwunsch, sie haben sich das Trommelfell zerfetzt und fahren umgehend mit einem Überweisungsschein ins Krankenhaus, wo ich sie als Notfall anmelde. Gut dachte ich, wenn er das sagt, obwohl ich bis dato keinerlei Schmerzen verspürte. Er wird schon wissen, wovon er spricht. Darauf folgte dann eine eher kuriose Diskussion mit dem HNO-Arzt, der mir nun eine Krankschreibung ausstellen wollte, ich diese aber nicht für notwendig hielt, da ich ja nicht körperlich schwer arbeitete, sondern abgeschirmt von der Außenwelt und eingepfercht in einem Büro meiner Arbeit nachging. Letztendlich brach der Arzt die Diskussion ab und wohl wissentlich lächelnd meinte, dann eben nur für heute, denn jetzt arbeiten sie ja augenscheinlich nicht. Überredet und ich willigte ein. Noch nicht wissend, wie berechtigt eine länger andauernde Krankschreibung gewesen wäre.

Endstation Klinik oder Krankenhaus die Erste

Mit der Überweisung, meinem Hörtest und der Adresse des Krankenhauses im Gepäck ging es nun schnurstracks in Notfallstelle der Klinik. In der ich nach ca. einer Stunde Wartezeit aufgerufen wurde. Im Behandlungszimmer erwarteten mich dann eine Ärztin und zwei gierig, hoffnungsvoll drein blinkende angehende Ärzte. Die Drei beschlossen dann erst mal einstimmig meinen mitgebrachten und gerade gemachten Hörtest zu ignorieren, um einen eigenen zu erstellen. Vermutlich auch um die wissensdurstigen angehenden Ärzte umfangreich mit meiner Behandlung zu unterhalten. Gesagt getan, es ging raus aus dem Behandlungszimmer Richtung Hörtest-Zimmer. Welches verschlossen war und die befugte Ärztin in ihrem Zimmer unabkömmlich, wegen eines Telefonats. Nach einigen vergeblichen Versuchen die Ärztin vom Telefon loszueisen, beschloss mir bereits bekannte Ärztin den Hörtest nebst Arztschülern selbst durchzuführen. Mein zweiter Hörtest an diesem Tag startete und alle Anwesenden durften mitmachen. Und während dessen gab die Ärztin den beiden Wissensdurstigen immer bekannt was sie gerade tat, vorhatte zu tun und warum. Nach einigen Verzettlungen mit der Technik und den Kopfhörern, war der Hörtest beendet und zeitgleich betrat die vorher unabkömmliche Ärztin den Raum. Welche dann feststellte, dass der Test nicht korrekt gemacht wurde und wiederholt werden müssen. Warum nicht, dachte ich. Eine neue Runde, ein neues Glück. Und Hörtest Nummer 3 wurde gestartet und erfolgreich zu Ende gebracht.

Viele Köche, ein Brei oder Krankenhaus die Zweite

Danach ging es dann wieder zurück ins Behandlungszimmer, wo dann das Innenleben meines Ohres von Allen in Augenschein genommen wurde. Dann folgte eine örtliche Betäubung, welche mittels einer getränkten Tamponade, welche in meinen Augen viel zu lang war, restlos unter Schmerzen in mein Ohr gestopft wurde. Während der Wartezeit, dass die Betäubung ihre volle Wirkung erreichte, öffnete die HNO-Ärztin abwechselnd alle vorhandenen Schubfächer und Schränke auf der Suche nach den benötigten OP-Utensilien. An dieser Suche beteiligten sich dann auch hilfreich die Arztschüler. Dann klingelte das Telefon und die Ärztin musste den Raum verlassen um der anderen Ärztin vom Hörtest, die versehentlich mitgenommene Stimmgabel zurückzubringen. Als sie wiederkam ging es mit der Schienung meines Trommelfells, nach Entnahme der jetzt blutgetränkten Betäubungs-Tamponade los. Und beide angehenden Ärzte waren wieder nicht nur mittendrin, sondern unmittelbar dabei, in dem ihnen jeder Schritt erklärt wurde und jeder mal selbst Hand und Augen anlegen durfte. Nach dem die Silikonfolie saß und von allen begutachtet worden war, wurde mir noch unzählige quadratische mit einem Medikament getränkte Tamponaden ins Ohr gestopft. Nach dem die Behandlung meines Ohres endlich abgeschlossen war, lief die Ärztin zur Hochform auf und hatte einen echten Run um ihren nach Wissen lechzenden Schülern noch mehr am lebenden Objekt zu demonstrieren, indem sie mich fragte, ob ich jetzt den Mund öffnen könnte, um auch hier das Innenleben anschaulich zu erklären und zu begutachten. Aber nicht mit mir und schon gar nicht nach dieser zeitfressenden Tortour. Als sagte ich: „Nee, darauf habe ich jetzt keinen Nerv mehr und dazu fehlt mir auch die Zeit.“ Traurig und enttäuscht schauten mich jetzt alle Drei an, so dass ich fast ein schlechtes Gewissen bekam. Aber ich blieb hart. Daraufhin wurde mir noch ein Schmerzmittel verordnet und ein persönliches Date für den 04.12.2014! (so geschrieben, gemeint war natürlich der 04.01.2014) gemacht, natürlich auch früher bei etwaigen Komplikationen.

Vom Krankenhaus zum Büro und wieder zurück oder Krankenhaus die Dritte

Nun ging es ab ins Büro zur Arbeit. Welches ich spätestens am nächsten Tag bitter bereute, denn ich bekam temporär starke Schmerzen und das Ohr lief, mal mit mehr oder weniger Blut. Dazu kam folglicherweise auch der vollständige Hörverlust, welcher mich schier wahnsinnig machte. Und so stand ich am 22.12.2013 auf Anraten meines Kollegen, wieder in der Notfallstelle auf der Matte. Wo ich als erstes das Datum meines Dates mit der Ärztin zur Entfernung der Silikonfolie und Tamponade vom 04.12.2014 auf den 04.01.2014 unter Gelächter der diensthabenden Schwestern ändern ließ. Als ich dann an der Reihe war, traf ich auf einen Arzt der schon sichtlich genervt vom Tag zu sein schien, welcher mir auf dem Weg zum Behandlungszimmer für mich flüsternd Fragen stellte, welche ich ihm, da ich sie nicht verstand, nicht beantworten konnte und so von ihm verständnislose Blicke erntete, was mir sehr unangenehm war. Im Behandlungszimmer angekommen, schilderte ich ihm mein Problem und Anliegen, außer dem bereits ersichtlichem, dass ich ein mit frischem Blut und Eiter getränktem Pflaster trug. blutiges_ohrEr entfernte daraufhin das Pflaster und schaute mir ins Ohr. Und dann fragte er mich doch allen Ernstes, warum ich eine Tamponade im Ohr habe. Ich war sprachlos, denn soweit ich mich erinnern konnte, wurde die mir ja schließlich von einer HNO-Ärztin dieser Klinik verpasst. Um mich dann noch völlig zu verunsichern, folgten noch ein paar andere vertrauenerweckende Aussagen über mein durch die Klinik verarztetes Ohr. Wie z.B. eventuell hätte man das Trommelfell gar nicht schienen müssen, da es in den meisten Fällen von selbst zusammen wächst. Und das er eh nicht glaubt, dass es ohne eine Entzündung und eine daraufhin folgende stationäre Trommelfelloperation endet. Und er im Moment nichts weitermachen kann, bis die Schmerzen unerträglich werden. Dann stocherte er noch etwas auf der Tamponade im Ohr herum und verpasste mir ein neues Pflaster. Völlig irritiert und verwirrt verließ ich daraufhin das Behandlungszimmer. Wider Erwarten rief mich der Arzt dann nochmal auf, diesmal mit einem fast für sein Auftreten entschuldigendem Blick und meinte sanft, er wolle noch mal kurz zur Sicherheit den Stimmgabel-Test machen.

Immer wenn man denkt es geht nix mehr

Ab nun ging jeder Tag so weiter, wie bisher und Weihnachten verlief im wahrsten Sinne des Wortes ausgesprochen ruhig. Auch der Silvestertag begann recht normal, bis sich am Abend so ab 20 Uhr vermeintlich Zahnschmerzen bemerkbar machten, welche dann ab 22 Uhr ihren Zenit erreicht hatten und über die Schmerzen im Ohr dominierten. Und auch meine Wange schwoll zusehends von Minute zu Minute immer mehr an. Was meine Silvestergäste ziemlich irritierte. Wacker hielt ich den Schmerzen und Gesichtsentgleisungen, auf Grund der dicken Wange, bis 24 Uhr stand, um das Feuerwerk mitzuerleben und meinen Gästen den Abend nicht vollends zu versauen. Um dann mit jeder Menge Schmerzmittel über die Nacht zu kommen, um am nächsten Morgen so früh wie möglich einen Notfallarzt aufzusuchen. Was ich dann auch tat. Groß erklären, warum ich da bin, brauchte ich ihm verständlicher Weise nichts, denn meine um das dreifach geschwollene Gesichtshälfte sprach für sich. Nun bekam ich fettes Antibiotikum verpasst, welches dafür sorgte, das mein entzündeter Lymphknoten oder Kiefer verheilte, jedoch die Schmerzen im Ohr wurden stärker.

Krankenhaus die Vierte

Dann war es soweit, der 04.01.2014 und heute war mein Date mit der HNO-Ärztin in der Klinik zur Entfernung der Silikonfolie und Tamponade, auf das sie ausdrücklich bestanden hatte. Ich war auf alles gefasst und ging davon aus wieder unter den Augen und Händen, der HNO-Ärztin und ihrer Arztschüler behandelt zu werden. Aber das war mir so ziemlich egal. Ich wollte nur diese Dinge aus meinem Ohr und hören, dass ich keine zusätzliche Entzündung bekommen habe. Aber es kam anders als gedacht. Die Ärztin und auch ihre Schüler erschienen nicht zu unserem Date. Sondern eine andere Ärztin, welche mich mit den Worten: „Es ist eigentlich nicht üblich, dass man zur Entnahme der Tamponade und Silikonfolie zu ihr in die Klinik kommt.“ Hallo! Ich wollte dieses Date doch nicht, sondern es wurde mir verordnet. Naja egal. Im Behandlungszimmer gab es dann ein Deja-vu, denn auch diese Ärztin musste erst mal alle Schubladen und Schränke nach den benötigten Utensilien durchsuchen. Als alles beisammen war ging es los. Die Folie wurde entfernt und das Ohr kräftig schmerzhaft gespült. Um dann reinzuschauen und festzustellen, dass das Trommelfell noch nicht ganz zugeheilt ist, ich aber stolzer Besitzer einer gepflegten Mittelohrentzündung bin. Als ich ihr dann mitteilte, dass ich bereits wegen einer anderen Entzündung ein Antibiotikum nehme, fand sie das super und verdoppelte die Dosis auf die Dauer von zehn Tagen. Na super. Mittlerweile bin ich wieder im Büro am Arbeiten, das Ohr zickt noch ein bisschen und ein unangenehmer Druck im Ohr ist noch da, aber das Hören klappt schon wieder zu geschätzten 50 Prozent.
Und heute dem 20.01.2014 dann Blitzeis in Berlin und Brandenburg….KRAWUMM!!!
Was soll ich sagen!?! Schlimmer kann`s ja eigentlich nicht werden, von daher hab ich gute Hoffnung auf ein frohes und gesundes neues Jahr.